Der Komplex Yucca harrimaniae/nana stellt selbst für Experten eine Herausforderung dar, nicht zuletzt der enormen Streuung verschiedener Standortformen geschuldet.

Herrliche Yucca harrimaniae bei Hans Graf

Die Pflanzen aus dem Komplex besitzen in der Regel enormes Potential in Sachen Frosthärte. So können Yuccas aus dem Harrimaniae-Komplex Temperaturen von minus 25 Grad und möglicherweise mehr ohne einen Kratzer überleben. Dies gilt auch für langanhaltende Dauerfrostperioden. Eigentlich erstmal optimale Eingangsvorraussetzungen für Mitteleuropa?


Wer wünscht sich denn nicht einen solchen wundervollen Yucca-Zwerg (Fh-Aussaat) im Garten wie hier bei Hans Graf

Doch leider ist ein Großteil der Pflanzen des Komplexes der hierzulande auftretenden hohen winterlichen Luftfeuchtigkeit und Nässe weniger wohlgesonnen. Viele Pflanzen verpilzen nach dem Winter stark oder büßen ihre Blätter komplett ein so dass sie letzlich jedes Jahr aufs Neue von vorne beginnen. Manche sind so nässeempfindlich, dass sie bereits nach ein oder zwei Jahren komplett aufgeben.


Yucca harrimaniae 4 Jahre nach Auspflanzung


Diese Yucca nana hat es wohl bald überstanden. 3 Jahre Postpflanzung in bester Beetlage


Einer großer Teil verschiedenster Nana-formen bleiben in einem solchen Stadium hängen.


Auch des öfteren insbesondere bei bereits älteren kräftigen Rhizomen zu beobachten. Nach dem oberirdischen winterlichen Absterben, der Massenneuaustrieb. Auf Dauer sind solche Pflanzen zum "ästhetischen" scheitern verurteilt.

Auch mit Nässeschutz neigen ordentlich viele Harrimaniae's zu stark verpilzten unansehlichen Blättern insbesondere nach den Wintermonaten. Dazu gesellt sich der häufig schlechte oder spärliche Wuchs und Zuwachs.

25cm Stämmchen mit einigen Blättern, schön ist anders


Ausgedünnt wirkende Nanas sind vielerorts "das Maximum" nach einigen Jahren.

Essentiell gerade für diesen Komplex, ist, Sonne und Wärme soviel als irgendwie nur möglich. Das Substrat darf/sollte karg und stark abgemagert sein. Das sind erstmal die elementaren Dinge doch noch lange kein Garant zum Erfolg. 

Sonne und Wärme satt sowie karge Bodenverhältnisse, vielversprechende Entwicklung 2jähriger Yucca nana Lz2027 Pflanzen

Entgegen der Meinung erfahrener Yuccagärtner bin ich aber der Ansicht, man muß letztlich bei Nana und Co einfach viel testen und ausprobieren. Insbesondere mittels Aussaaten. Mit entsprechenden Engagement und Ehrgeiz steht einer großartigen Nanazukunft in Deutschland nichts entgegen.


Langes steifes Blatt

Kurzes steifes Blatt

Relativ weiches Blatt


Nirgends empfinde ich Variabilität so groß als im Harrimaniae-Komplex. Die 3 Pflanzen stammen aus einer Fh Aussaat von 2014 und haben ähnliche Boden- wie Lichtverhältnisse. Übergänge. Es gibt im Harrimaniae-Komplex wohl nichts was es nicht gibt.

Es gibt riesige Pflanzen mit Kopfdurchmessern von über 50cm. Die Höhe bei diesem Exemplar welches aus Nanasaatgut (Köhres) entstand beträgt rund 70cm

Immer wieder gibt es Ausreißer in den Aussaaten zB. der Hybridisierung geschuldet



Nana x baccata Naturhybriden, leider in der Regel ziemlich pilzanfällig

Nana aus dem San Juan County mit 25cm langen Blatt. Typisch auch hier wieder. Die Nana lebt und wächst, besitzt bereits ein Stämmchen. Doch ist der Wuchs deutlich zu licht. Das werden auf lange Sicht einfach nicht die Pflanzen welche wir uns wünschen


Gleiche Herkunft, deutlich kürzeres ca. 15cm Blatt. Ausgepflanzt 2013, Wuchs wesentlich kompakter. Das trifft die Vorstellungen bereits etwas mehr

Allmählich macht sich die Mühe der vergangenen Jahre hinsichtlich Yucca nana/harrimaniae bezahlt. Verschiedenste Herkünfte, verschiedenste Gartenstandorte und Substrate. In Summe ein enormer Aufwand für eine Art die hier schwer bis kaum funktionieren sollte. Und es gab/gibt sehr viele Misserfolge wie Rückschläge. Unzählige Pflanzen kümmerten vor sich hin oder starben ganz ab.

Doch bei einigen Individuen klappt es und sie zeigen prächtige Entwicklung. Selbige sind recht nässeverträglich und winterhart. Sie bieten eine hervorragende genetische Grundlage für die Zukunft wie zB. dieses kompakte Exemplar mit etwa 20cm Durchmesser


Ich rechne bereits mit einer ersten Blüte im kommenden Jahr. Vielleicht aber auch erst in zwei Jahren. Generative Nachkommen selbst in der ersten Generation sollten/werden bereits eine gewisse "erweiterte Modifikation im Erbgut" mitbekommen. Spannend auch im Bezug auf Hybridisierung.

Ganz besonders interessant im Komplex um Nana/Harrimaniae, empfinde ich die Variabilität hinsichtlich Farbe, Filamente, Form und Größe. Da gibt es eine enorme Bandbreite. Ich freue mich ganz besonders über Exemplare, die besonders winzig bleiben oder aber extrem viele Filamente ausbilden. 

Dieses Exemplar beispielsweise - aus einer Fh Aussaat - ist ungewöhnlich kompakt (11cm), dicht belaubt und nässeverträglich. Die wird auch nicht sehr viel größer werden, denke bei 15cm im mineralischen Substrat ist bei der Ende im Gelände. Während die Geschwisterchen der Charge da absolut anders waren. In ein bis zwei Jahren - davon bin ich überzeugt - wird das ein absolutes Nana-Juwel sein.






Das sind die großen bzw. kleinen Lichtblicke nach Jahren einer Aussaat. Quasi die eine perfekte Pflanze zu finden. Ich denke, die wird bis in 2 Jahren eine Traum-Nana in punkto Größe wie Nässetoleranz

Aus einer anderen Fh Aussaat entstand ja das bereits gezeigte 'Edellöckchen'. Es gibt noch weitere recht spezielle Exemplare mit enormen Potential.






Yucca nana 'Löckchen'

Finde, diese Momente also "die eine besondere Pflanze" nach Jahren einer Aussaat zu entdecken, sind die Schönsten. Sie sind bereichernd nicht zuletzt weil wir alle möglichweise irgendwann davon profitieren. Profitieren in dem Sinne, dass wir uns alle über ganz besonders tolle Pflanzen zukünftig in unseren Gärten erfreuen können.

Hoffe, der Beitrag hat euch soviel Spaß wie mir bereitet.
Habe die Ehre
Matthias


Lz 2027 mit etwa 4-5cm langen Blatt

Hallo Matthias,

wie du richtigerweise schreibst ist die Luftfeuchtigkeit eines der großen Probleme bei der Kultur dieser Pflanzen.
Was da allerdings so alles unter Y. nana firmiert, das komme ich schon ins Grübeln. Die Lz 2027 beispieltsweise ist so ein Fall.
Andere Standortvarietäten habe ich auch selbst in Utah gesehen. Zum Teil varieren die Pflanzen in der Größe beträchtlich.
Aus meiner Sicht ist das mittlerweile alles Y. harrimaniae. Die Pflanzen in der La Sal Mts. haben insofern eine Besonderheit
als das der Blütenstand um einiges größer ist als es normalerweise bei Y. harrimania der Fall ist.

Nachtrag:
das ist die 'Echte' aus den La Sal Mts, der Blütenstand ist etwas höher. Aber daraus eine eigene Art zu machen ist unter
Botanikern höchst umstritten. Wenn überhaupt, dann dürfte lediglich für diesen Standort-Typ die Bezeichnung 'nana' erlaubt sein.

Hallo Horst,

vielen Dank für die Bilder und Informationen!
Für einen Schreibtischtäter wie mich, sind solche Infos und insbesondere auch Standortbilder von besonderen Wert.
Die Lz2027 passt wie du schon sagst so gar nicht zum Typ Nana. Ich denke, auch bei der großen Köhres-Pflanze handelt es sich um eine Lz2027. Sehe da zumindest viele Ähnlichkeiten.

Hier eine Fh-Nana bei Hans Graf leider war die Feldnummer nicht mehr zu recherchieren

Toller Bericht Matthias!

Die große Nana (Köhres) dort im Auto ist die von dir? Bzw. Ist das die selbe die auf den darauf folgenden Bildern im beet sitzt?

Ganz tolle Pflanzen !!

Hallo Nils,

vielen Dank freut mich!
Ja, es ist die selbe Pflanze die dort im Beet sitzt. Habe sie im letzten Jahr bei Michael Kießling geholt. Hier der Bericht dazu
Neulich bei Michi...im Reich der Kakteen