Ich habe 2 Yuccas dieses Typs nebeneinander sitzen. Die Linke kam ohne Namen aus der Bucht, die Rechte von einem Freund als "echte" Elegantissima:



Das obere Bild ist aus 2012. Zwischenzeitlich hat die rechte Gruppe 7 Blüten gebracht und, wie zu erwarten, die jeweiligen Köpfe verloren.
Vor dem Abtrennen der vertrockneten Köpfe letzte Woche sah die Pflanze so aus:



Da diese Gruppen sehr groß werden können und Platz bei mir absolute Mangelware ist, habe ich mich schweren Herzens entschlossen die "unschöne" rauszuwerfen
und habe mich ganz schön gewundert was da zum Vorschein kam:
- alle bisherigen 8 Triebe kamen aus einem kurzen "Stammansatz" und nicht, wie ich es sonst von fil./flacc. kenne, aus unterirdischen Rhizomen
- die nächsten beiden Neutriebe kommen auch aus dem Stammansatz
- eine zentrale, senkrechte, stark verholzte Wurzel von ca. 40 cm Länge
- davon seitlich abgehend viele, relativ kurze, verholzte Rhizome, die nicht den Eindruck machten, als wollten sie in nächster Zeit neue Triebe bilden
- im unteren Drittel des Wurzelstocks mehrere fast armdicke Wurzeln, die schräg nach unten abgingen
Die rote Linie soll die ursprüngliche Erdoberfläche darstellen:





Sichergestellte Rhizome:



Bei der ganzen Aktion musste ich mich ständig fragen: sieht so eine typische fil./flacc. unterirdisch aus, oder ist es vielleicht doch eine Hybride ???
Schellenbaum soll ja eine Selektion von Förster sein und Elegantissima eine Sprenger-Hybride (filamentosa/flaccida x gloriosa/recurvifolia).

LG Walter

Irgendwie bestätigt die Sache mit der "Übergangsform" mein Bauchgefühl. Jetzt auch in Bezug auf das Wurzelsystem !

LG Walter

Ja das ist wieder genau so ein verwirrendes aber interessantes Thema wie z.B. das "floribunda"-Thema. Erstens, die Frage sind die ursprünglichen 'Schellenbaum' und x elegantissima wirklich identisch bzw. sind diese Pflanzen die wird heute als solche bezeichnen ursprünglich überhaupt mal eine von den beiden Sorten gewesen oder ist es etwas ganz anderes? Zweitens, wenn es wirklich eine Hybride mit Y. gloriosa ist, ist es sehr interessant das sie Filamente hat und dann auch nicht wenige. Die meisten angeblichen Gloriosa-Hybriden haben ja keine. Aber alles ist möglich! Und drittens, wenn es eine Auslese von Förster ist, warum nicht. Vielleicht eine besonders schöne oder eben von einer Übergangsform. Wer weiß was in den damaligen Faserproduktionsstätten alles angebaut wurde.
Warum soll eine solche Erscheinungsform im Filamentosa/Flaccida-Komplex nicht vorkommen? Ich habe z.B. eine Y. filamentosa/flaccida Samenanzucht von MG (1984.4) die diesen Pflanzen in einigen Merkmalen ähnelt aber nicht identisch ist. Leider ohne Herkunftsangabe.




Thomas, gibt es denn dokumentierte Pflanzen von Försters 'Schellenbaum'?

Es ist aber auf jeden Fall interessant was für ein Rhizomsystem diese Pflanzen ausbilden! Ähnlich tief ist es auch bei meinen 'Hairy'. Damals als ich sie, als noch recht kleine Pflanzen umgepflanzt habe. Keine andere "Gartenyucca" hatte in der Größe schon so tiefe Rhizome gebildet. Eine hatte ich dann wieder in den Topf gepflanzt. Hatte den tiefsten genommen den ich fand (über 20 cm) aber selbst der war eigentlich zu klein bzw. hat gerade so gereicht. Damals war mir noch nicht bewusst das solche tiefen Rhizome Yucca glauca, elata & Co entwickeln. Vielleicht auch eine Hybride/Übergansform in die Richtung? Obwohl sie recht breite Blätter hat. Ist denn ein genauer Ursprung der 'Hairy' bekannt bzw. wie sie "entstanden" ist?

Hallo Mirko

eine gewisse optische Ähnlichkeit zwischen 'Hairy' und 'Schellenbaum'/xelegantissima ist schon gegeben.
Bzgl. der Blätter würde ich sagen: Hairy hat etwas kürzere, breitere, blauere Blätter als Schellenbaum.
Leider haben wir zu Hairy keine konkreten Angaben, außer dass es mit ziemlicher Sicherheit eine amerikanische "Sorte" ist.
Die Mutterpflanze meines Rhizoms kommt auch aus USA.
Hier 2 Threads aus dem alten Forum:

http://www.yuccaundco.de/cgi-bin/webbbs5...08906#Responses
http://www.yuccaundco.de/cgi-bin/webbbs5...09991#Responses

Zur "Dokumentation" von Schellenbaum:

http://www.yuccaundco.de/cgi-bin/webbbs5...g.pl/read/38335

LG Walter

Hallo,

ein herrliches Thema, einfach unerschöpflich! Die Bilder von Walter finde ich sehr aufschlußreich. Aus meiner Sicht fällt die Vermutung, es handele sich um
eine Sprenger-Hybride (filamentosa/flaccida x gloriosa/recurvifolia), sofort hinten runter. Das Rhizom erinnert mich stattdessen an Y. arkansana.
Bleibt aus meiner Sicht Schellenbaum übrig. Da jedoch bei allen so bezeichneten Pflanzen keine Dokumentation vorhanden ist, wackelt auch diese Bezeichnung.
Immerhin ist es möglich. Förster hat ja das von ihm gesichtete Pflanzenmaterial nach Optik und Gartentauglichkeit selektiert. Warum soll ihn dabei nicht ein
solche Pflanze in die Finger geraten sein.
Ich würd's frei nach Förster so formulieren:"Wer mit seiner Schellenbaum zufrieden ist, der hat sie nicht verdient". - Onkel Hotte der Jüngere, Gartenphilosoph in Lauerstellung

Kleine Anmerkung noch am Rande: da bin ich froh, einige importierte Rhizome von Tim bekommen zu haben. Die hat er schon benamst und sollten, wenn es mal zu einer Vermehrung
kommt, dann auch dokumentiert sein. Wie bspw. diese hier: Yucca gloriosa 'Big Tennessee Form'

Oh Mann!
Do wirscht narrisch mit dem Namens-Kuddel-Muddel!!

Hallo Hardy

so langsam merkst du, womit wir schon seit Jahren kämpfen und weshalb es Viele aufgegeben haben.
Hier der Originaltext Sprengers (1920) bzgl. x elegantissima:


YUCCA FILAMENTOSA MEDIA X GLORIOSA.

Eine Y. filamentosa major gibt es nicht. Man hatte mir filamentosa media unter diesem zu Unrecht da und dort vorkommenden Namen aus Antibes gesandt.
Später erkannte ich nach Treleases guter Abbildung meine Pflanze als media, eine Annäherung an flaccida. Sie gab mir wenige Sämlinge, von denen ich drei zur Zeit der Blüte notieren konnte.
...
73. x Yucca elegantissima.
Blühte als eine der ersten meiner Hibriden im Sommer 1901, danach aber nicht jeden Sommer. Sie entwickelt eine große Blattrosette und braucht längere Zeit die Blüte vorzubereiten.
Ausnahmsweise ist diese wundervolle Pflanze etwas kurz in meinen Aufzeichnungen beschrieben. Sie war so schön, daß ich darüber die Hauptsache vergessen habe,
nämlich sie um so genauer zu notieren. — Prachtvoll, mit etwa 50 cm langen und 3 cm breiten, also recht schmalen Blättern, die leicht und elegant geordnet und getragen,
jedes Auge entzücken, das Sinn für Schönheit hat. Sie leuchten förmlich im bläulichen Silberglanz des wallenden Laubes. Ihre Pracht deutet nur wenig auf die Mutter, ganz auf den Vater.
— Molon irrt auch hier, er hält alles für Y. flaccida oder recurvifolia, besonders wenn es sich um leicht getragene Blätter handelt. — Sie ähnelt Y. imperialis, aber sie ist kleiner, zierlicher,
und die Färbung des Laubes ist weit schöner. Schaft schlank, Rispe locker. Blumen groß, abends weit offen, ähnlich denen der Mutter, reinweiß, blendend im Mondenlicht und am Tage.
Erste Blüte am 27. Mai 1901. Sie ist eine so edle und schöne Pflanze, daß sie wohl in jeder Schönheitsausstellung den ersten Preis verdiente.
...

So, jetzt lass´ dir mal diese Beschreibung durch den Kopf gehen und versuche eine "real existierende" Pflanze zuzuordnen.
Solche Beschreibungen waren damals Gang und Gäbe, meist ohne Bilder oder Fotos. Genauso sieht es bei der x floribunda von Sprenger aus.

LG Walter

Hallo Walter,
pfff... tja, Du hast recht! Da wird`s richtig schwierig....
Ich mache lieber mit dem Ausräumen und Sortieren weiter...
LG
Hardy

Hi Thomas,

könnte Y. filamentosa "angustissima" die Simonsche orth. var. von "Elegantissima" sein, oder? Ist in seinem weiterhin gültigen pdf-Katalog 1912 allerdings nicht gelistet, jedoch auf seiner Webseite gibt's Y. filamentosa"Elegantissima" neben Y. f. "Schellenbaum", wie Du bereits angemerkt hattest.
Übrigens hatte W. S. vor Jahren in seinem Katalog sogar die absolute Rarität 'Y. kitaibeliana' (!) gelistet, die gab es echt nur bei ihm! Benannt nach dem ungar. Botaniker
Pál (auch Paul) Kitaibel oder Paulus Kitaibelius (1757 - 1817) , Autorenkürzel: Kit. - ich vermute eine orth. var, wahrscheinlicher aber ein Lapsus linguae von Yucca kanabensis, wobei wir wieder bei Yucca angustissima angekommen wären. Wie steht aiuf dem Label: Versuchsgärtnerei, man kann's ja mal versuchen!

LG Jorge

Auf jeden Fall ein sehr schönes Exemplar

Hallo Walter, Thomas, Horst, Mirko & Interessierte,

schöne und sehr aufschlußreiche Doku einer "Übergangsform" ... auch in Bezug auf das Wurzelsystem, Walter - das meine ich auch!

Zitat von Walter im Beitrag #9

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Hallo Hardy

so langsam merkst du, womit wir schon seit Jahren kämpfen und weshalb es Viele aufgegeben haben.
Hier der Originaltext Sprengers (1920) bzgl. x elegantissima:


YUCCA FILAMENTOSA MEDIA X GLORIOSA.

Eine Y. filamentosa major gibt es nicht. Man hatte mir filamentosa media unter diesem zu Unrecht da und dort vorkommenden Namen aus Antibes gesandt.
Später erkannte ich nach Treleases guter Abbildung meine Pflanze als media, eine Annäherung an flaccida. Sie gab mir wenige Sämlinge, von denen ich drei zur Zeit der Blüte notieren konnte.
...
73. x Yucca elegantissima.
Blühte als eine der ersten meiner Hibriden im Sommer 1901, danach aber nicht jeden Sommer. Sie entwickelt eine große Blattrosette und braucht längere Zeit die Blüte vorzubereiten.
Ausnahmsweise ist diese wundervolle Pflanze etwas kurz in meinen Aufzeichnungen beschrieben. Sie war so schön, daß ich darüber die Hauptsache vergessen habe,
nämlich sie um so genauer zu notieren. — Prachtvoll, mit etwa 50 cm langen und 3 cm breiten, also recht schmalen Blättern, die leicht und elegant geordnet und getragen,
jedes Auge entzücken, das Sinn für Schönheit hat. Sie leuchten förmlich im bläulichen Silberglanz des wallenden Laubes. Ihre Pracht deutet nur wenig auf die Mutter, ganz auf den Vater.
— Molon irrt auch hier, er hält alles für Y. flaccida oder recurvifolia, besonders wenn es sich um leicht getragene Blätter handelt. — Sie ähnelt Y. imperialis, aber sie ist kleiner, zierlicher,
und die Färbung des Laubes ist weit schöner. Schaft schlank, Rispe locker. Blumen groß, abends weit offen, ähnlich denen der Mutter, reinweiß, blendend im Mondenlicht und am Tage.
Erste Blüte am 27. Mai 1901. Sie ist eine so edle und schöne Pflanze, daß sie wohl in jeder Schönheitsausstellung den ersten Preis verdiente.
...

So, jetzt lass´ dir mal diese Beschreibung durch den Kopf gehen und versuche eine "real existierende" Pflanze zuzuordnen.
Solche Beschreibungen waren damals Gang und Gäbe, meist ohne Bilder oder Fotos. Genauso sieht es bei der x floribunda von Sprenger aus.

LG Walter

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Zitat von Horst-Ruhrgebiet im Beitrag #7

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Das Rhizom erinnert mich stattdessen an Y. arkansana.
Onkel Hotte der Jüngere, Gartenphilosoph in Lauerstellung

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Hallo Thomas

das ist schon haarsträubend, was da in deutschen Gärtnereien yucca-mäßig läuft
Ich darf nur an den "Fall" Traditionsgärtnerei Kayser & Seibert erinnern, die letztes Jahr für immer die Tore dicht gemacht hat (komplettes Gelände ist jetzt Neubaugebiet):
die hatten bis vor wenigen Jahren mehr als 10 Förster-Sorten im Katalog und der alte Herr Seibert hatte noch sehr gute Kontakte zu Förster selbst.
Ich hatte deswegen extra einen Termin mit Klaus Seibert, um die Mutterpflanzen vor dem schon absehbaren Ende der Gärtnerei zu sichten.
Die erste Aussage von Herrn Seibert hat mich schon entsetzt: mein Vater hat damals Samen von vielen Sorten von Förster ausgesät !
Die zweite Aussage war genauso ernüchternd: für die Pflanzen hat sich kaum jemand interessiert, die wurden öfter umgesetzt und ob die Zuordnung
der Schilder noch stimmt, ist völlig unklar. Die wenigen, traurigen, verstreuten Reste sahen auch dem entsprechend aus.
Brutal ernüchtert und frustriert bin ich wieder abgezogen.

@Juergen B.
ich bin mir mittlerweile eigentlich sicher, dass der Name x elegantissima nicht zu unseren Pflanzen gehört.
Nachdem ich mir Sprengers Beschreibung schon mindestens 10x durchgelesen und auf das Wesentliche reduziert habe, bleibt an Fakten eigentlich nur:

Blätter:
- mit etwa 50 cm langen und 3 cm breiten, also recht schmalen Blättern
Dies ist der einzige Faktor, der ungefähr mit unseren Pflanzen übereinstimmt!
- leicht und elegant geordnet und getragen
- Sie leuchten förmlich im bläulichen Silberglanz des wallenden Laubes
Würde Sprenger die geraden und eher starren Blätter mit "getragen" und "wallendem Laub" bezeichnen ????

Blütenstand:
- Schaft schlank, Rispe locker
- Blumen groß, abends weit offen, ... , reinweiß, blendend im Mondenlicht und am Tage
Die Blüten meiner beiden Pflanzen sind eher gelblich und nicht reinweiß. Auch würde man ihre Rispe nicht unbedingt als locker bezeichnen.

Hier mal die Blüten vom letzten Jahr. Im Vergleich dazu links eine weiße Blüte der aff. 'Bright Edge'