Derzeit nicht zuletzt aus aktuellem Anlass stelle ich mir die Frage, wie im Detail der Frostschutzmechanismus bei Yuccas funktioniert? Was im Detail über Leben und Tod der jeweiligen Spezies von Bedeutung und letztendlich entscheidend ist. Wir wissen, sie sollten trocken stehen. Ein durchlässiges Substrat ist wichtig. Wie wissen, Luftfeuchtigkeit schadet. Die Genetik ist bedeutsam aber auch verschiedenste epigenetische Faktoren fließen mit ein. Verschiedene Arten besitzen eine unterschiedliche Frosttoleranz. Die logische Konsequenz aller Faktoren, je trockener der Standort, je durchlässiger das Substrat, je geringer die Luftfeuchtigkeit und je härter die Frosttoleranz der Art und des Standort-Individuums bzw die Genetik, desto höher die Frosthärte insgesamt und somit auch Überlebenschance. Dann gibt es noch den Faktor Tageserwärmung. Wir wissen zB von südamerikanischen Kakteen aber auch von vielen anderen Pflanzen, dass diese enorme Minusgrade wegstecken, kurzzeitig, da die Tageswerte auch schnell wieder in ordentlichen Plusbereich wandern. Ferner besitzen solche Pflanzen, ich nenne es einfach mal, eine Art Frostschutzmittel. Ein längeres oder komplettes  Durchfrieren sollte den Tod solcher Sukkulenten zur Folge haben. Theoretisch.
Aber wie verhält es sich bei Yuccas nun im Detail. Bedeutet ein Durchfrieren des Meristemgewebes welches zu dieser Jahreszeit inaktiv ist, tatsächlich den Tod einer zB als eigentlich stark frostharten geltenden Art? Das würde theoretisch  bedeuten, das zB. eine rostrata die eigentlich eine Frosthärteangabe bzw Toleranz hierzulande von rund minus 18 Grad hat, bei hypothetischen 4 wöchigen Dauerfrost bei Werten um minus 2 Grad, das Zeitliche segnen sollte, da ja irgendwann ein komplettes Durchfrieren des Stammes und somit des Meristems die Folge wäre. Was wiederum bedeuten würde, das Frosthärteangaben bei Yuccas nicht mal theoretisch brauchbar sind, weil überwiegend die Intensität einer Frostperiode ausschlaggebend ist.
Deshalb stelle ich mir derzeit die Frage, wie im Detail Frostschutz bei Sukkulenten der Gattung Yucca funktioniert? Fragen über Fragen


Noch Leben im Stamm oder bereits zum Tode verurteilt. Ab wann ist eine Yucca dem Frosttode geweiht?

Hallo Matthias

Im Buch Yucca&Co von Thomas wir klar detaliert berichtet wie der Frostschutz bei Pflanzen funktioniert,demnach hängt die Frostverträglichkeit von der Fähigkeit des sogenannten Protoplasma ( flüsige Masse) ab.Es besteht ein enger Zusammenhang mit der Frosthärte und der Zuckerkonzentration im Protoplasma. Ich versteh das somit, umso geringer der Anteil der Zuckerkonzentration im Protoplasma umso geringer ist die Frosttoleranz einzelner Arten?!
Ich selbst habe die letzten Tage bei sehr kalter Witterung eine Versuch mit einer Flasche Cola und Sprit im freien gestartet ,selbst bei -16 Grad ist mir die Flüssigkeit (hoher Anteil an Zucker) nicht gefroren! Bei Bier oder Sekt mit einem Alkoholanteil von 5-10 % währ die Flasche schon längst durchgefroren !
Ich bitte um Korrektur falls dem nicht ganz die Wahrheit entspricht




lG Armin

Ich fang mal ganz allgemein an. Wir alle kennen die USDA Klimazonen, die ja auch auf Mitteleuropa übertragen wurden.
Noch vor ca. 12 Jahren galten die als unumstößlich. Hauptsächlich bei Palmen waren da Geschichten von Washingtonias zu lesen,
die 0F überstanden haben. Das ist zwar richtig, dass dies allerdings Nachtwerte waren und tagsüber die Temperaturen in den
Plusbereich kletterten, blieb unberücksichtigt. Mit anderen Worten, die Angaben aus USA lassen sich nicht auf unsere
Verhältnisse übertragen. Und diese Aussagen kann man auch auf Yuccas übertragen. Kurzfristige Extremtemperaturen werden
vertragen wenn es tagsüber wieder in den Plusbereich geht. Bei Dauerfrost tickt die Uhr und je länger der Frost dauert umso mehr
bauen die Pflanzen ab. Dann bedarf es auch keiner Extremwerte beim Frost um eine Yucca dahinzuraffen. Und wie Thomas schon schrieb
kommen andere Faktoren die die Pflanzen schädigen wie schlechte Sommer dazu.
Aber generelle Aussagen kann keiner hier machen. Jeder von uns hat ein unterschiedliches Klima
und macht deshalb auch individuelle Erfahrungen. Wir betreiben hier Extremgärtnerei und jeder muss für sich
ausloten was geht und was nicht.

Hallo Matthias,

eins vorweg, quasi alle Yuccas die wir hier in den Gärten kultivieren wachsen in ihrer Heimat vom Breitengrad viel südlicher.
Das heisst, die Sonneneinstrahlung ist viel intensiver, die Sonnenstunden deutlich mehr und die Winter sind kürzer.
Die Wachstumszeit ist also insgesamt meist länger als bei uns. Dazu kommt, daß sie in viel trockeneren Gebiten wachsen.
Von der Winterhärte sind sie bei uns also schon von vornherein meist Grenzgänger, manchmal verwunderlich, daß es überhaupt so gut funktioniert.
Ob und wie winterhart eine Yucca dann hier tatsächlich ist hängt nicht nur von den Minustemperaturen ab, Thomas hat ja bereits einige Faktoren genannt.
Weitere Faktoren wären Alter, Etablierung über Jahre, Kleinklima, etc.
Ich bin der Meinung Sukkulenten frieren relativ schnell komplett durch, das muss kein Dauerfrost über Wochen sein, da reichen manchmal wenige Stunden bei -2°C bis -5°C bereits aus, besonders wenn Wind herrscht und die Planzen sind komplett durchgefroren, auch Yuccas. Die Stämme der Stammyuccas sehen ohnehin mit den Blättern oder abgestorbenen Blattbasen dicker aus als sie wirklich sind.

wie die Pflanzen sich grundsätzlich im Winter vor Frost schützen kann man zahlreich im Internet nachlesen, z.B. hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%A4ltestress_bei_Pflanzen

habe noch im alten fh forum,
genau dieses thema-der individuelle standort-behandelt und als test opuntia scheerrii verschickt,
zusehen wo so ein grenzkandidat überlebt und wo nicht

lg
johan

Hallo Martin,

dieser Artikel sagt sehr viel darüber aus, auf welch dünnem Eis wir uns bewegen und vor allem dass wir auch bei größter Sorgfalt die wahren Gründe für das Überleben oder Absterben nicht nachvollziehen können. Wir betreiben mit unseren Yuccas und auch den Palmen und anderen Exoten wie schon gesagt wurde Extremgärtnerei.

ja, Ludwig, so ist es.

Erstmal vielen Dank für die zahlreichen Antworten. Vielleicht ist die Frage etwas falsch angekommen. Die ganzen epigenetischen Faktoren und das Drumherum wie ich es ja eingangs bereits aufgeführt habe sind grundsätzlich klar. Natürlich auch das es jeder für sich ausprobieren und abwägen muß. Ganz unabhängig all dieser Faktoren wollte ich wissen, wie sich Yuccas vor Frösten schützen, welches durch Armin schon ein Stück erklärt wurde. Der Link von Dir Martin ist interessant auch wenn ich speziell eine Antwort auf meine Frage nicht gefunden habe.

In der Vorabhärtung werden Zucker und andere Stoffe akkumuliert, die Zellen verlieren Wasser etc.

Um es mal einfach zu formulieren um was es mir letztendlich geht und wohin meine Frage abzielt.
Nehmen wir an eine Yucca ist gut frosthart und findet optimal(st)e Bedingungen in unserem Garten. Der Sommer war sonnenreich und warm alle anderen Faktoren perfekt. Nehmen wir weiter an, es handelt sich um rostrata welche sozusagen optimal in den Winter geht. Nehmen wir auch an, es herrscht Dauerfrost über viele Wochen bei Werten um minus 2 Grad. Eben der Faktor tagsüber Auftauen, wie er häufig an den Standorten herrscht, fehlt. Die Yucca (Stamm) gefriert somit durch möglicherweise viele Wochen. Bedeutet ein längeres durchfrieren des Stammes und somit ein durchfrieren des Meristems auf kurze oder lange Sicht automatisch den Tod unabhängig von Tiefsttemperaturen oder eben nicht bzw gibt es diesbzgl artspezifische Unterschiede? Ich rede immer von gut frostharten Arten.
Es macht nämlich einen gravierenden Unterschied ob ein komplettes längeres Durchfrieren auch bei niedrigsten Minusgraden bereits zum Tode führt oder eben nicht.

Oder aber kann eine Yucca in diesem Fall aufgrund ihres Frosthärtepotentials dem aufgebauten Zuckerspiegel geschuldet, ich nenne es mal Frostschutzmittels, bei solch geringen Temperaturen gar nicht durchfrieren?

Vielleicht aber lässt sich diese Frage so nicht beantworten bzw ist artspezifisch. Möglicherweise sind die Meinungen oder Sichtweisen konträr.
Das wir Extremgärtnerei betreiben und wir uns auf dünnem Eis bewegen, ist, denke ich, jedem klar. Doch ich finde die Antwort auf diese Frage sofern sie sich beantworten lässt extrem elementar.

Ich danke euch

Hallo Matthias,

die geschilderte Situation Deinerseits entspricht für mich Laborbedingungen. Man kann das sicherlich initiieren. In der Realität wird man darauf jedoch nicht treffen. Bei Thomas im Buch wird beispielsweise zur rigida geschrieben, dass sie gegen länger anhaltende Fröste etwas empfindlicher sein könne. Dies lässt letztlich aber auch alles offen. Wir können alle nur probieren und aus unseren Erfahrungen lernen und ein Gefühl darüber entwickeln was gehen könnte und was nicht.

Ich könnte auch die Frage stellen: Wer macht den Klimawandel? ist es der Mensch allein, ist es der Erdzyklus? ist es eine Mischung aus dem und viel mehr Faktoren, die wir Menschen vielleicht auch noch nicht kennen oder genug berücksichtigen? Ich möchte jedoch damit keinerlei neue Diskussion zu diesem Thema anstiften.

Dies soll nur heißen: Viele Auswirkungen können wir versuchen zu deuten, selbst wenn wir dabei irr gehen. Ein schwarz oder weiß werden wir jedoch nicht als Ergebnis erhalten können und wenn wir dies meinen, dann sieht es 5 Jahre später wieder ganz anders aus, obwohl wir uns die Mühe gaben alles in Betracht zu ziehen.

Ich beispielsweise habe seit Juni ein großes Kakteensterben: ja der Sommer war sehr nass, ja es hat in die Blüte geregnet - da ist der Korpus antastbarer - ist es das jedoch? Ich kann es mir so erklären. Ob es jedoch tatsächlich so ist..... großes Fragezeichen

Hallo Matthias,

wahrscheinlich vemutest Du es schon, aber es ist schwer diese sehr spezielle Frage abschliessend zu beantworten.
Klar, ein bischen Basiswissen sollte man schon haben, aber das hier ist schon sehr speziell, wie man ja auch an den verschiedenen Antworten sehen kann.

Ein weiteres Beispiel:
Aus einer Aussat XY habe ich verschiedene Pflanzen vereinzelt, und unter identischen Bedindungen weiter kultiviert.
Im nächsten Winter sterben einige Pflanzen ab, andere aber nicht und wachsen prächtig weiter.
Diese Erfahrung hat wahrscheinlich fast jeder hier schon gemacht.
Warum sind jetzt die einen gestorben und die anderen nicht, obwohl alle Bedingungen bis dahin exakt identisch waren?
Klar kann man das jetzt auch mit Selektion beantworten, dennoch müsste man trotzdem erklären können warum manche überlebt haben und manche nicht.
Man kann es nicht, dazu sind alle möglichen Einwirkungen und Einflüsse auf die Planzen einfach zu komplex, dazu ist, wie gesagt, ohnehin alles im Grenzbereich.

Zitat von Sascha im Beitrag #12

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Hallo Matthias, in mindestens einem von den vier Killerwintern hatte ich hier wochenlangen Dauerfrost (sehr tiefen und moderaten). Keine meiner überlebenden "Stamm-Yuccas" hat das geschadet (eine Yucca linearifolia, eine Yucca thompsoniana und eine Yucca rostrata). Alle anderen Stamm-Yuccas sind ausnahmslos bei Temperaturen unter -20°C eingegangen.

LG
Sascha

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Zitat von Martin, Grevenbroich im Beitrag #13

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Hallo Matthias,

wahrscheinlich vemutest Du es schon, aber es ist schwer diese sehr spezielle Frage abschliessend zu beantworten.
Klar, ein bischen Basiswissen sollte man schon haben, aber das hier ist schon sehr speziell, wie man ja auch an den verschiedenen Antworten sehen kann.

Ein weiteres Beispiel:
Aus einer Aussat XY habe ich verschiedene Pflanzen vereinzelt, und unter identischen Bedindungen weiter kultiviert.
Im nächsten Winter sterben einige Pflanzen ab, andere aber nicht und wachsen prächtig weiter.
Diese Erfahrung hat wahrscheinlich fast jeder hier schon gemacht.
Warum sind jetzt die einen gestorben und die anderen nicht, obwohl alle Bedingungen bis dahin exakt identisch waren?
Klar kann man das jetzt auch mit Selektion beantworten, dennoch müsste man trotzdem erklären können warum manche überlebt haben und manche nicht.
Man kann es nicht, dazu sind alle möglichen Einwirkungen und Einflüsse auf die Planzen einfach zu komplex, dazu ist, wie gesagt, ohnehin alles im Grenzbereich.

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