Hallo Thomas
Find ich super :-)
Mal sehen, ob's dann mal zu einer weiteren Verbreitung kommt, kann plötzlich eintreten...
Wünsche einen guten Wochenstart!
Thomas

Hallo Zusammen,

danke @Thomas Bolliger dass Du dieses interessante Thema hier angesprochen hast. Und danke auch Dir @ThomasB und auch Dir @Horst-Ruhrgebiet für Eure unglaubliche Kreativität bei der Begriffsbildung. Das war eine echt geile Eingebung von Euch! und danke auch @Matthias den Titel des Threads, der die Anregung zur Diskussion gab!

Vielleicht könnt ihr Euch sogar an den genauen Zeitpunkt erinnern! Das ist echt eine absolut passende Wortfindung, einen passenderen Begriff für die spezifische Pollinierung von Yuccas hätte man nicht finden können. Großartig! Wahnsinn! Das wäre echt einen Preis der Deutschen Sprache wert und ich bin mir absolut sicher, dass dieser zu einer weiteren Verbreitung in diesem Kontext kommt!

@Thomas Bolliger Du hast recht, es ist kaum etwas zum Begriff "Pömpel" oder "pömpeln" oder Ähnlichem zu finden, geschweige denn zur Etymologie.

Im allgemeinen kennt man den Begriff heute fast nur noch für das Haushaltsgerät, das zur Beseitigung von Verstopfungen in Abflüssen dient - einen Stab mit daran befestigter Gummiglocke zum Saugen (und Stoßen). Ich gehe davon aus, man hatte schon vordem mit als Pömpel bezeichneten Holzstöcken versucht Abflüsse wieder flott zu bekommen, und die spätere Kombination mit der Gummiglocke zur Effiziensteigerung war erst eine spätere Erfindung unter Beibehaltung des Namens.
Dafür spricht auch die Verwendung des Begriffs Pömpel als Universalwort für mittelgroße, längliche Gegenstände, was jedoch oft schon nur noch regional benutzt wird, vor allem im westfälischen Raum werden beispielsweise auch Poller, Pfosten oder kleine Pfeiler als Pömpel bezeichnet.

Aber so richtig schlau sind wir damit nun noch nicht! Wir wissen auch noch nicht, warum pömpeln wirklich ein passender Begriff für die Bestäubung von Yucca-Blüten ist!

Zur Herkunft von Pömpel/Pümpel habe ich dann einen Eintrag bei der Gesellschaft für deutsche Sprache e.V. gefunden:

Heinz Küpper in seinem »Illustrierten Lexikon der deutschen Umgangssprache«, Band 6, 1984. ... weist auch darauf hin, dass sich diese Bezeichnung seit ca. 1700 auch für den Stößel eines Mörsers durchgesetzt hat, der »am unteren Ende verdickt und im Ganzen gedrungen« ist. ...... Doch schon vorher, im »Deutschen Wörterbuch« der Brüder Grimm von 1889 wird unter Pumpel, Pümpel ebenfalls auf den Stößel des Mörsers verwiesen. Doch zusätzlich ist dort das Verb pumpeln, pümpeln angegeben, mit der Bedeutung »mit dem pumpel (im mörser) stampfen, stoszen«.

Schätze damit kommen wir der Sache schon näher!

Bereits die Neanderthaler hatten Stöcke nicht nur zum Ausgraben von Knollen, Wurzeln etc. gemutzt, sondern auch als Stößel zum mörsern, also zum mahlen oder zu zerstampfen von Knollen, Samen etc. Und bereits der Homo erectus benutzte vor rund 600.000 Jahren (Cromer Warmzeit) eine phallusförmiges Quarzitgerät als Stößel zum mörsern! Man fand einen solchen mit den entsprechenden Arbeits- bzw. Bearbeitungsspuren samt zugehöriger Reibschale in Haidershofen, Lehberg, Niederösterreich. Und in diesem Beitrag von Alexander Binsteiner wird auch darauf verwiesen: "Es ist weiterhin anzunehmen, dass dem Benützer diese doch unübersehbare Phallusform nicht verborgen geblieben sein dürfte."

Diese Gerätschaften wurden dann immer weiter entwickelt bis zu den Mörsern mit Stößel, wie wir sie heute kennen, auch die ziemlich großen Geräte, wie sie noch heute in Afrika genutzt werden.

Der Begriff Pömpel und verwandte Begriffe haben sich etymologisch also ursprünglich als lautmalendes Wort der bei Benutzung des Stößels im Mörser entstehenden Geräusche entwickelt. Pömpel, Pümpel bezeichnet, wie Stößel ein stabartiges Gerät zum Verkleinern, Zerstoßen oder Zerreiben. Und dieses - in der Regel vorne etwas verdickte und abgerundete Werkzeug hat wegen seiner optischen Ähnlichkeit bereits, wie o. a. seit der Altsteinzeit, auch Assoziationen als Phallussymbol. So ist der seit dem Ende des 19. Jahrhunderts gebräuchliche Begriff Pimmel, auch Pimpel und ähn liche Bezeichnungen auf den Pömpel zurückzuführen.
Pömpeln, pümpeln, pumpeln oder auch pümpern bezeichnet somit im ursprüngliche Sinn mit dem Stößel (=Pümpel) im Mörser stampfen oder stoßen. So wird pömpeln, pümpeln, pumpeln, pümpern oder auch pimpern umgangssprachlich auch synonym für koitieren benutzt.

Und hier schließt sich der Kreis!

Wie wir Alle - die sich Yuccas beschäftigen - wissen, sind die Yuccas und Yucca-Motten der Gattungen Tegeticula und Parategeticula eine alte und intime Beziehung zum gegenseitigen Nutzen eingegangen. Die weiblichen Nachtfalter setzen ihre modifizierten Mundteile (eine Art Tentakel) ein, um den Pollen zur Blüte zu transportieren in die in die Höhlung des Stigmas, der "Narbe" der Blüten einzuführen. Dabei stopfen sie diese gesammelten Pollenpäckchen je nach Art direkt mit den Tentakeln, oder ihrem Rüssel oder ihren Beinen in die Stigmahöhle! Beim manuellen Pollinieren von Yuccablüten müssen wir das Verhalten der Yuccamotten nachahmen und den Pollen in die Stigmahöhle einführen. Dazu benötigt man im Allgemeinen ein Hilfswerkzeug mit dem man diesen Vorgang irgendwie nachahmen kann.

Thomas hat bei seiner Methode ein Staubblatt (Stamen) benutzt - ist mir damit noch nie gelungen, weil das Staubblatt viel zu dick ist - das er - wie oben von ihm beschrieben - aus genialer Verlegenheit als "Pömpel" bezeichnet hat. Andere Hilfmittel wie z. B: Grashalme, bestenfalls nicht zu verhärtet, die auch Karl Sprenger schon benutzt hatte, oder auch Zahnstocher und ähnliches, ich z. B. benutze dünnere Kiefernnadeln - sind immer stabförmige im weitesten Sinne "phallusartiger" Hilfsmittel, mit denen man Pollen in die Stigmahöhle drückt, ganz ähnlich wie man mit den Pömpel in den Mörser stößt, jedoch sind die Gerätschaften und das Vorgehen viel zarter, behutsamer und intimer, und man muss stets darauf bedacht sein, das verwachsenblättrige Gynoeceum - auch als Stempel oder Pistill bezeichnet, und auch hier: Pistill ist auch die Bezeichnung für einen kleineren Stößel, oder halt Pömpel - nicht zu verletzen.

Und den Vorgang der spezifischen Bestäubung von Yuccas dann als pömpeln zu bezeichnen, war eine absolut passende und geniale Intuition von Euch, Thomas & Horst! Danke, Danke, Danke! Und es ist ein Musterbeispuiel für die lebendige und kreative Weiterentwicklung von Sprache!!!!!

Es ist also in der Tat ein (absolut) passendes, witziges (und echt geniales) Wort, wie Du schon richtig angemerkt hattest, Thomas!
Es ist daher eigentlich gar nicht erstaunlich wie konsequent und selbstverständlich der Begriff hier verwendet wird!

Wir sind halt auch ein Bildungsforum! Ich hoffe meine Ausführungen waren hilfreich für Euch!

Statt einem Schlusswort lasse ich hier nochmal unseren Thomas Beouf zu Wort kommen:

Zitat von ThomasB im Beitrag #241

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Das sich sowohl das Wort inzwischen durchgesetzt hat, als auch die Prozedur eifrig umgesetzt wird, ist prima :-) Thomas

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