Hi zum Thema, bzw. zur Artbildung allgemein nochmal ein Impuls und eine Grafik von mir. Es ist ein wenig "abgehoben", aber manche Themen sind das halt nun mal
Wie Arten erkannt, definiert und gebildet werden, hat schon immer zu kontroversen Diskussionen geführt. Dazu kommt, dass die Natur nicht in ein starres System gezwängt werden kann, sondern in stetiger Veränderung begriffen ist. Artkonzepte wie das typologische Artkonzept, das biologische Artkonzept, das phylogenetisches Artkonzept und das evolutionsbiologisches Artkonzept haben allesamt wiederum Unterteilungen in sich selbst, was – wen wundert es – verschiedene Möglichkeiten der Artenbildung bietet und zu vielen Bezeichnungen führte.
Die allopatrische Artbildung gilt als eine der Hauptursachen für das Entstehen neuer Arten und verläuft in mehreren Schritten. Die Population einer Art wird beispielsweise durch geographische Separation bzw. Isolation [z. B. Kontinentaldrift, Gebirgsbildung, Klimawandel (z.B. Wüstenbildung, Veränderung des Meeresspiegels etc.)] in zwei Teilpopulationen getrennt. Der Genfluss zwischen den beiden Teilpopulationen wird also unterbrochen, sodass sich die beiden Populationen von nun an unabhängig voneinander weiterentwickeln. In jeder Population treten zusätzlich Mutationen auf und die unterschiedlichen Selektionsdrücke führen schließlich zu einer divergierenden (spaltenden oder aufspaltenden) Evolution, d. h. es setzten sich meistens die beiden extremen Ausprägungen des Phänotyps durch. Schließlich entwickeln sich die beiden Populationen phänotypisch, d. h. im äußeren Erscheinungsbild so weit auseinander, dass sich neue Arten gebildet haben.
Bei der sympatrischen Artbildung geschieht Bildung von Arten, ohne räumliche Trennung. Es entstehen die Arten in einem gemeinsamen Verbreitungsgebiet der Ursprungsart z. B. durch adaptive Radiation, d. h. durch die Auffächerung einer wenig spezialisierten Art in viele stärker spezialisierte Arten durch Herausbildung spezifischer Anpassungen (Adaptionen) an die vorhandenen Umweltverhältnisse. Aber auch die Ausnutzung unterschiedlicher, vorher nicht besetzter ökologischer Nischen, Polyploidie (das Vorhandensein von mehr als zwei Chromosomensätzen in der Zelle aufgrund einer Genom-Mutation), sexuelle Selektion (innerartliche Auslese) und Mutation (dauerhafte Veränderung des Erbgutes) machen eine sympatrische Artbildung möglich. Ebenso kann die natürliche Hybridisierung, die bei Pflanzen recht häufig ist, zur Artbildung führen.
Die Ausführungen zur Artbildung sind selbstverständlich allgemein gehalten und müssten für die jeweiligen Arten im jeweiligen Verbreitungsgebiet speziell ausdifferenziert werden.
Hallo, die Argumente recurvifolia / gloriosa überzeugen mich nicht. Die Blüte, trotz der „Ausnahmen“ , ist für mich maßgebend. Das steifere, festere Blatt von filamentosa gegenüber einem Blatt von flaccida kann vielleicht das Erscheinungsbild erklären. Nicht die Blütezeit! Die Skala 1-10 ist für mich auch nur eine visuelle Unterscheidung. Auch sie erklärt auch nicht, warum ca. 98% von recurvifolia im Frühjahr blühen, aber über 90% von gloriosa im Herbst. Aber, wir müssen ja auch am Ende nicht einer Meinung sein!!!
Zitat von Sascha im Beitrag #112Hallo Thomas, hier nochmal die Diskussion zu Yucca gloriosa. Bitte ganzen Thread lesen, sehr interessant für alle die ihn noch nicht gelesen haben.
Jede Yucca hat ihre spezifische Blütezeit. Es gibt vereinzelt Abweichungen. Z.B. meine herbstblühende glauca. Das macht sie nicht zu einem Herbstblüher. Unsere Yuccas kenne die Skala 1-10 nicht, aber sie kennen ihre spezifische Blütezeit.
wir wissen doch alle, dass es Variationen bzw. leichte Abweichungen bei allen Yuccaarten gibt. Ich denke da an die nicht wenigen Diskussionen die schon geführt wurden, speziell bei Y. rostrata und auch thompsoniana. Nochwas zu der Skala von 1-10: es wurde zwar noch nie so dargestellt, aber auch bei der Abgrenzung von Y. rostrata und thompsoniana könnte man sowas machen. Es soll doch dabei nur quasi als Bild bzw. Erklärungsmodell dienen, um die Bandbreite der Variationen innerhalb einer Skala einleuchtender darzustellen. Warum sollte das bei Y. gloriosa in Bezug auf die Variationen anders sein. Da kann ich den Artbegriff doch auch nicht so eng fassen, dass lediglich die meristemvermehrten Yucca-Klone die über die Gartencenter angeboten werden, als 'die reine' Y. gloriosa Akzeptanz finden. Rein vom Bauchgefühl her hätte ich damit meine Probleme. Wenn man der Argumentation von Uwe folgt erklärt dies nicht wie sich die Art vermehren soll. Herbstblüte erfordert eine zweite Mottenpopulation. Anderes Argument: wenn Uwe Recht hat so gäbe es eine Y. gloriosa, die überall absolut gleich aussieht, ohne jegliche Variation und einschließlich der Herbstblüte. (Siehe Beitrag von Martin) Das Y. recurvifolia-Lager wäre dann mit unglaublich vielen Variationen hinsichlich Größe, Blattfarbe, Blattbeschaffenheit (rauh oder nicht) und Blütenform bevölkert. Da sagt mir allein mein Bauchgefühl "No Sir".
Glückauf Horst
Verwurzelt im Ruhrgebiet, dort wo andere Urlaub machen!
Wenn man der Argumentation von Uwe folgt erklärt dies nicht wie sich die Art vermehren soll. Herbstblüte erfordert eine zweite Mottenpopulation.
Hallo Horst, das ist so nicht ganz richtig bzw. nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich wurde 1996 nachgewiesen das es noch eine weitere Gattung (Greya) gibt, die zwar nicht aktiv wie Tegeticula und Parategiticula, sondern passiv bestäubt. Daraus ergibt sich die Möglichkeit bis weit in den Herbst hinein zu bestäuben und Früchte könnten auch noch ausreifen - in den Staaten Louisiana, North Carolina, South Carolina, Georgia, Florida sowieso kein Problem.
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16.10.2014 17:26 (zuletzt bearbeitet: 16.10.2014 18:29)
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